Keine Sorgen für Eltern – wie Ihr Kind die ersten Schultage erfolgreich bewältigt:

Autor: Steffen Meltzer

Der Schulbeginn ist für Kinder und Eltern gleichermaßen ein neuer Lebensabschnitt und eine große Herausforderung. Doch mit ein paar einfachen Tipps und Grundregeln lässt sich das gemeinsam meistern.

Zum ersten Mal gehen die Kinder von nun an allein ein Stück ihres Weges. Ob Sie Ihrem Kind schon zutrauen, den neuen Schulweg allein, ohne Begleitung zu bewältigen, hängt maßgeblich vom Entwicklungsstand des Kindes und vom Schwierigkeitsgrad der Strecke ab. Sechs- bis siebenjährige Kinder sollten normalerweise schon in der Lage sein, diese Anforderung mit ein bisschen Übung zu bewältigen.

Laufen Sie anfangs den Weg mehrmals mit Ihrem Kind gemeinsam ab, führen und erklären Sie einfühlsam, warum Sie „da“ entlanggehen und nicht „dort“. Der kürzeste Weg muss nicht der sicherste sein. Beispiele sind Ampeln, Fußgängerüberwege, übersichtliche Wege. Erklären und üben Sie behutsam und kindgerecht, welche Regeln es im Straßenverkehr beachten muss, wo besondere Gefahren lauern, zum Beispiel Kreuzungen oder parkende Autos aber auch einsame, dunkle Parkwege. Vergessen Sie dabei nicht, sich in die eingeschränkte Perspektive Ihres Sprösslings (Körpergröße, Gefahrenbewusstsein) zu versetzen, der die Welt anders als Sie wahrnimmt.

Es besteht auch die Möglichkeit, Ihr Kind in den ersten Tagen oder Wochen noch zu begleiten und es dann im wahrsten Sinne des Wortes mehr und mehr loszulassen und ihm die Verantwortung auf immer größeren Streckenabschnitten allein zu übertragen. Lassen Sie sich von Ihrem Kind führen und erklären, warum es seinen Weg für die beste Variante hält und worauf es dabei achtet. Korrigieren Sie gegebenenfalls vorwurfsfrei und verständlich. Ihr Kind wird mit dem Vertrauen, dass Sie ihm schenken, an Selbstvertrauen gewinnen und das macht es stark und schließlich sicher. Vergessen Sie nicht, Ihr Kind immer wieder zu loben, ihm deutlich zu sagen, wie stolz Sie sind, dass es jetzt schon groß ist und zuverlässig schon allein den Schulweg meistern kann. Und fragen Sie interessiert nach, ohne zu bohren, ob es etwas Besonderes erlebt oder beobachtet hat. So bleiben Sie im Gespräch.

Sollten Sie es dennoch vorziehen, Ihr Kind persönlich zur Schule zu begleiten, dann verabschieden Sie sich wenigstens schon ein paar Meter vor dem Schultor, besser eine Straßenecke früher und lassen Sie es das letzte Stück allein laufen, vielleicht kann es sich einen Treffpunkt mit Freunden ausmachen. Überhaupt ist es hilfreich, wenn möglich, den Schulweg gemeinsam mit anderen Kindern, auch älteren Schülern, aus der Nachbarschaft zurückzulegen.

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Die Kenntnisse für den Schulweg über grundlegenden Verkehrsregeln, das Fernhalten von Gewässern, sind ebenso wichtig für einen sicheren Schulweg. Dazu gehört auch nicht ohne Absprache zum Eisstand oder zur Freundin Umwege zu gehen. Und eben nicht und unter keinen Umständen mit Fremden mitgehen. Nützlich ist auch das Vereinbaren eines Familiencodewortes, falls ein Fremder das Kind anspricht und behauptet, er solle es zur Mutti ins Krankenhaus fahren.

Wichtig ist es, das Kind auch auf bestimmte Rettungsinseln auf seinem Weg aufmerksam zu machen, bei denen es bei Gefahren oder in Situationen, die ihm Angst machen, Schutz und Hilfe suchen kann. Das können beispielsweise Geschäfte, Cafés oder Behörden sein, oder Bereiche, in denen sich viele Erwachsene aufhalten, z. B. Haltestellen. Auch sollten Sie mit dem Kind üben, wie es Erwachsene um Hilfe bittet. Je konkreter und lauter, um so besser: „Sie in der grünen Jacke, helfen Sie mir, der Mann ist böse!“

Damit wird die sogenannte Verantwortungsdiffusion umgangen, die bedeutet, dass sich Menschen in größeren Gruppen immer auf andere verlassen, in der Hoffnung, irgendjemand wird schon helfen, da es am Ende niemand tut. Wichtig ist dabei immer, Personen nach Äußerlichkeiten zu beschreiben („grüne Jacke“), damit es zu keinen Missverständnissen kommt und sich derjenige direkt angesprochen fühlt.

Die wichtigste Voraussetzung, um Ihrem Kind Sicherheit zu schenken, ist eine empathische, vertrauensvolle Verbindung zwischen Eltern und Kind. Das stärkt Urvertrauen und Selbstbewusstsein. Kinder strahlen dadurch Selbstsicherheit aus, da sie gelernt haben, ihren eigenen Gefühlen zu vertrauen, auch in Gefahrensituationen. So ist es für ein Kind wichtig zu wissen: Kein Mensch darf es gegen seinen Willen anfassen oder in seinen „Wohlfühlbereich“ eindringen. Kinder sollen deshalb unbedingt lernen, „Nein“ zu sagen und zwar laut und deutlich!

Auch muss Ihr Kind wissen, dass es im Notfall immer das Beste ist, schnell wegzulaufen, den Schulranzen einfach zu lassen, dabei zu kreischen, wenn ein Kind verfolgt oder angegriffen wird. Das können nicht nur Erwachsene sein, die nichts Gutes im Schilde führen, sondern mitunter auch andere Kinder oder Jugendliche, und vermeintlich schwächere Kinder anpöbeln oder erpressen.

Gemeinsam „Nein“ sagen, können Sie auch in der Familie gut üben. Schreien Sie am besten: „Nein, das will ich nicht!“ Oder „Stop!“ Reißen Sie bei der Familienübung zusätzlich die Arme nach oben. Spüren Sie die Erleichterung in sich, das herrliche Gefühl selbstbestimmt zu sein. Übertragen Sie Ihren Optimismus dabei auf Ihr Kind. Machen Sie es stark. Machen Sie es sicher. Menschen die nicht Nein sagen können, sind oft ein Leben lang Opfer und werden leichter durch andere ausgebeutet und gemobbt.

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Zuerst veröffentlicht auf openPR