Veröffentlicht im August 2016 in „Info 110“, Polizeizeitschrift des Ministeriums für Inneres und Kommunales (MIK) Brandenburg

Brandenburger Polizist Steffen Meltzer schreibt  „Ratgeber Gefahrenabwehr“ für Normalbürger

 

Von Daniela Windolff*

Taschendiebstahl, Einbrüche, Betrug, verbale oder gar körperliche Übergriffe, Mobbing, sexuelle Gewalt, Mord, Totschlag   –  das Leben ist voller Gefahren. Alle drei Minuten wird in Deutschland jemand Opfer einer Straftat. Steffen Meltzer hat darüber ein Buch geschrieben: „Ratgeber Gefahrenabwehr. Wie Sie Gewalt und Alltagskriminalität im Alltag begegnen.“  Der Autor ist seit über 30 Jahren Polizist. Er weiß, worüber er schreibt.

„Die Dunkelziffer bei Straftaten, sogar bei schweren Verbrechen, ist sehr hoch. Weil Opfer aus Angst, Scham oder auch aus Resignation erst gar keine Anzeige erstatten. Weil viele Menschen wegschauen, weil Politik mitunter nur glaubt, was man sehen kann und was ins aktuelle Kalkül passt“,  sagt Polizist und Buchautor Meltzer.

Steffen Meltzer schaut sehr genau hin, recherchiert und analysiert Ursachen, Hintergründe, Tendenzen, Formen, Auswüchse von Kriminalität und Gewalt im Alltag, denen Polzisten jeden Tag begegnen und die jedem Bürger widerfahren können und widerfahren.  Und er scheut sich nicht, auch klar gesellschaftliche und politische Defizite zu benennen, die Gewalt und Kriminalität nähren oder  zumindest dem nicht entgegenwirken: steigender  Leistungsdruck und damit verbundener Verlust von  Solidarität und Mitgefühl in der Gesellschaft,  finanzieller Druck und Sparzwang bei öffentlichen Aufgaben, Kürzungen bei der Polizei, unzureichende Finanzierung von Jugend- und Schulsozialarbeit, wachsende Konflikte durch Armut, soziale Ausgrenzung, sogenannte Bildungsferne immer größerer Bevölkerungsgruppen, Migration ohne wirkungsvolle Integration. Steffen Meltzer kuscht keiner politischen Korrektheit, sondern kommt zum Kern. Dafür ist er bereits seit langem als Autor zahlreicher Fachartikel bekannt. Mit seinem ersten Ratgeber-Buch will der Polizist, der viele Jahre auch Erfahrungen als Polizeitrainer in der verhaltensorientierten  Fortbildung, Stressbewältigung   und Eigensicherung von Polizisten im Einsatz mitbringt und sich in der Präventionsarbeit engagiert, sein Wissen an „normale“ Bürger weitergeben.  „Es gibt viele Bücher, Zeitschriften und Artikel zur Gefahrenabwehr von Spezialisten für Spezialisten, von Kampfsportlern für Kampfsportler, von Trainern für Fortbildungen, von Outdoor-Experten für Abenteuerreisende zum Verhalten bei Gefahren und Notfällen. Ich wollte ein Buch für normale Menschen  schreiben, die wiederum von anderen „normalen“  Menschen  im ganz normalen Alltag überfallen, angegriffen, betrogen oder im Job diskreditiert werden können“, begründet Polizeioberkommissar Steffen Meltzer, warum er in seiner Freizeit Bücher schreibt.

Rezension Buch Ratgeber Gefahrenabwehr II

Der Titel „Ratgeber Gefahrenabwehr“  klingt wie eine Trainingsanleitung zur Selbstverteidigung und ist es im weitesten Sinne auch. Meltzer, seit 15 Jahren Polizist in Potsdam, will seinen Lesern allerdings keine komplizierten Techniken der Abwehr beibringen, sondern einfache, alltagstaugliche, praktische Tipps für mehr Sicherheit im Alltag geben, die für ihn vor allem mit Selbstsicherheit verbunden ist, mit einem gesunden Bauchgefühl, einem gelassenen Gefahrenbewusstsein  und einem Grundverständnis für Tätertaktiken.

Steffen Meltzer  beleuchtet, gründlich recherchiert und scharf formuliert, die Hintergründe und Ursachen von Kriminalität und Gewalt, von kurzen historischen Streiflichtern bis zur aktuellen Situation in Deutschland, in Berlin und Brandenburg. Ist die gefühlte Zunahme von  Kriminalität und Gewaltbereitschaft real?  Ist die Jugendkriminalität ein gesellschaftliches Phänomen unserer Zeit? Sind Kinder aus Familien am sozialen Rand anfälliger, zum Straftäter zu werden? Macht Armut kriminell? Durch seine jahrelange Berufserfahrung hat Meltzer alle Formen und Spielarten von Kriminalität kennengelernt. Er weiß, wie Täter und auch wie Opfer ticken. Das ist für ihn Voraussetzung, um tatsächlich  wirksam Straftaten entgegenwirken zu können, ohne Gefahren zu verharmlosen oder unbegründete  Ängste zu schüren.

Steffen Meltzer porträtiert in seinem Buch verschiedene Tätertypen. Er beschreibt, wie Alkohol und Drogen Psyche und Verhalten verändern. Meltzer illustriert die Psycho-Theorie mit Fakten und eigenen Praxiserfahrungen  –  so informativ, verständlich und fesselnd zu lesen, wie ein spannender Kriminalroman, jedoch  bar reißerischer Sensationslust. Da stockt schon mal der Atem, wenn der erfahrene Einsatztrainer sachlich nüchtern die Schmerz- und Druckpunkte am menschlichen Körper auflistet. Was passiert bei einem Schlag gegen das Stirnbein oder einem Tritt gegen das Wadenbein?  Dabei geht es einerseits um angemessene Notwehrreaktionen, die der Autor auch rechtlich erklärt. Andererseits wird dadurch die Brutalität von tätlichen Übergriffen auf Opfer fast körperlich spürbar. Menschen stärker zu sensibilisieren, was  in der Nachbarschaft, auf der Straße passiert, wachsam zu sein,  das ist ein Nebeneffekt des Buches, das tief hinter abstrakte Polizeistatistiken und Medienberichte blicken lässt.  Denn es erklärt auch, warum Menschen zu solchen Taten überhaupt fähig sind.

Es sind die Auswüchse von Kriminalität im Alltag, denen  Steffen Meltzer in seinem Buch mehrere Kapitel widmet, weil gerade sie auch in der Öffentlichkeit und in den Medien besonders wahrgenommen  werden: Kindermorde, Überfälle in Bahnhöfen, Vergewaltigung und sexuelle Nötigung, Raub.  Das Gros der Straftaten im Alltag sind jedoch unspektakulärere Delikte, die oftmals gar nicht bei der Polizei zur Anzeige gebracht werden.  70 Prozent  aller Opfer erstatten keine Strafanzeige,  aus Scham, aus dem Gefühl, dass es ohnehin nichts nützt, aus Angst vor Rache, schreibt Steffen Meltzer. Für ihn eine  aufrüttelnde Zahl, denn: „Jede nicht verfolgte Straftat ermutigt einige Täter dazu, in immer kürzeren Abständen immer intensivere Taten zu begehen“, ermuntert der Autor zu mehr Courage, gegen jede Form von Kriminalität vorzugehen  und gibt in seinem Buch sogleich Anleitung, wie man eine Anzeige bei der Polizei stellt, wie man sich als Zeuge verhält, wie man einen Tatort oder eine Unfallstelle sichert.

Steffen Meltzer  geht auf den Taschendiebstahl im Kaufhaus ebenso ein, wie auf den Wohnungseinbruch, den Enkeltrick, den Internetbetrug, sexuelle Belästigung oder Mobbing am Arbeitsplatz. Er beschreibt die Maschen der Täter, bevorzugte Opferprofile und gibt praktikable, mitunter verblüffende Tipps und Anleitungen  für ein sicheres Leben, im Alltag, auf Urlaubsreisen, im Fußballstadion, in dunklen U-Bahnhöfen…

Rezension Buch Ratgeber Gefahrenabwehr III

Meltzer hat für sein Buch zahlreiche wissenschaftliche und psychologische Studien recherchiert, Statistiken ausgewertet und sie für jeden verständlich auf die erlebte Praxis heruntergebrochen und vergleichbar gemacht. Diese Theorie mit den Basiserfahrungen eines Praktikers zu verknüpfen und dadurch bestimmte Phänomene von Kriminalität, von Opferverhalten und schließlich auch Polizeitaktiken und Vorschläge zur Gefahrenprävention für Bürger verständlich und nachvollziehbar zu machen, ist wohl der große Vorzug und das bisher Einmalige dieses Ratgeberbuches.

Meltzer versucht, bar jeder Agitation und Polarisation durch Sachlichkeit, großes Fachwissen und mit praktikablen, einfachen Anleitungen Mut zu Selbstschutz und  Zivilcourage zu machen sowie Verständnis für Mechanismen von Gewalt, für Kompetenzen und auch Grenzen von Polizeiarbeit zu fördern,  „Feindbilder“ zu entkräften und für einen Dialog zu werben.

Dadurch ist das Buch nicht nur ein  nützliches Nachschlagewerk für „Otto Normalverbraucher“. Es hilft auch der Polizei selbst, wenn aufgeklärte, selbstbewusste Bürger Verständnis für Polizeiarbeit entwickeln, als Zeuge oder als Opfer wissen, was im Notfall zu tun ist und sich selbst besser schützen können. Wer kein Opfer wird, braucht auch keine Polizei.

„Endlich hat ein erfahrener Polizeibeamter einen Ratgeber für Bürger darüber geschrieben, wie sie sich vor einer Straftat schützen können oder als Opfer und als Zeuge richtig verhalten. Als Strafrichterin musste ich immer wieder feststellen, dass falsches Opfer- und Zeugenverhalten oft überhaupt erst die Katastrophe verursacht hat“, urteilt Sigrun von Hasseln-Grindel, Vorsitzende Richterin am Landgericht Cottbus, über dieses Buch. Und der ehemalige Staatsminister Heinz  Eggert schreibt im Vorwort des Buches: „Es geht hier um die Klärung einer übergeordneten, gesellschaftlich immens wichtigen Frage: Wie schaffen wir es, unsere Gesellschaft in allen ihren Lebensbereichen sicherer  und gerechter zu machen? Dann darf das Denken nicht eingeengt werden. Ich kann jedem Innenminister solche anstrengenden Gesprächspartner, wie es Steffen Meltzer für mich war, nur wünschen. Das setzt natürlich voraus, dass er auch mit Polizisten spricht.“

Übrigens hat der Autor gerade ein neues Buch herausgebracht, einen brandaktuellen Ratgeber für Eltern: „So schützen Sie Ihr Kind!“, der Handlungsrichtlinien vermittelt, wie man verhindert, dass Kinder leichte Opfer von Gewalt, Missbrauch, Erpressung oder Mobbing werden.

 

Steffen Meltzer „Ratgeber Gefahrenabwehr“, ibidem-Verlag Stuttgart 2015

ISBN-13: 978-3-8382-0765-0

Steffen Meltzer „So schützen Sie Ihr Kind!“, Eigenverlag Juni 2016, ISBN: 978-3-00-052979-5,

*Daniela Windolff ist Redakteurin der Märkischen Oderzeitung