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In der Silvesternacht sollen bis zu 2000 junge Männer massiv Frauen am Kölner Hauptbahnhof belästigt und bestohlen haben. Ähnliche Vorkommnisse gab es auch in Stuttgart und Hamburg. Über 1200 Opfer hatten eine Strafanzeige bei der Polizei erstattet, davon ca.450 wegen Sexualdelikten. Die Täter gingen dabei sehr skrupellos vor. So wurden einer Frau die Strumpfhose und der Slip fast komplett vom Leib gerissen. Andere Frauen wurden am Körper einschließlich ihrer Intimstellen unzüchtig begrabscht. Es wurden bis heute (30.05.2021) nur sechs Täter zu Haftstrafen verurteilt. Die Chancen als Krimineller davonzukommen stehen gut.
Inzwischen finden wir solche Menschenansammlungen auf Plätzen, Wiesen o. ä. überall in Deutschland vor. Jeder von uns kann in eine derartige Situation unbeabsichtigt hineingeraten, wenn sich zur fortgeschrittener Stunde eine Eskalation aus dem „Nichts“ entwickelt. Ähnliche Gefahren können Ihnen zum Beispiel auch am helllichten Tag auf Bahnhöfen oder in den öffentlichen Verkehrsmittel begegnen.
Doch kann man solchen Situationen überhaupt vorbeugen?  Mit folgenden Empfehlungen minimieren Sie die Risiken sehr deutlich:
 
1. Wenn Sie risikoreiche (gefährliche) Orte zur Nachtzeit betreten, legen Sie sich einen Plan zurecht, wie Sie sich in Notsituationen verhalten. Außerdem einen „Plan-B“. Dann sind Sie emotional weniger geschockt, sondern handlungsfähig, wenn es tatsächlich passiert.
 
2. Beobachten Sie das neue Terrain weitläufig aus dem Augenwinkel. Wenn Sie Personen bzw. Personengruppen feststellen, die Ihnen intuitiv eine mögliche „Gefahr“ signalisieren, umgehen Sie diese weiträumig. Ist das nicht möglich, warten Sie, bis andere ankommende Menschengruppen an diesen vorbei müssen, diesen schließen Sie sich an.
 
3. Schauen Sie präventiv nach dem Sicherheitspersonal und der Polizei. Prägen Sie sich Fluchtwege, Ausgänge bzw. Notausgänge ein.
 
4. Zeigen Sie keine Angst. Täter suchen sich vorwiegend schwache Opfer aus. Vermeiden Sie eine Angststarre, wenn Sie doch in eine unangenehme Situation geraten. Denn das würde Sie handlungs- und bewegungsunfähig machen. Rufen Sie dann sofort Ihren zurechtgelegten Notplan ab.
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5. Vermeiden Sie in Konfliktsituationen nach Möglichkeit, dass man Sie berührt. Das sind ganz typische Ablenkungsmaschen für Taschendiebstähle, auch beim sogenannten Antanztrick. Achten Sie auf eine ausreichende Distanz. Und verteidigen Sie diesen Abstand!

6. Lassen Sie sich auf keine Gespräche ein, artikulieren Sie deutlich, dass Sie daran kein Interesse haben. Zeigen Sie sich entschlossen aber provozieren Sie nicht zurück. Gehen Sie zügig weiter. Rennen und schreien Sie, wenn man Sie verfolgt!

7. Wenn die Täter Sie festhalten, wehren Sie sich mit allen Mitteln, benutzen Sie beispielsweise Ihre Handtasche als Schutzschild. Schlagen Sie mit allen Kräften um sich und schreien Sie so laut es geht um Hilfe. Erfahrungsgemäß lassen die meisten Täter bei einer massiven Gegenwehr vom Opfer ab. Sprechen Sie gegebenenfalls umstehende Personen direkt um Hilfe an, nach dem Motto: „Sie in der grünen Jacke, rufen Sie die Polizei!“

8. Ablenkungsmanöver: Geben Sie eine extra mitgeführte Geldbörse „freiwillig“ heraus. Diese enthält zurecht geschnittenes Papier in der Größe von Geldscheinen. Lassen Sie das Porte­mon­naie bei der „Übergabe“ plötzlich fallen. Nutzen Sie das Aufheben durch den Täter und rennen Sie schreiend davon.

9. Wenn das nicht hilft: Versuchen Sie bei mehreren Tätern deren Einkreisung zu durchbrechen und mit lauten Hilferufen zu flüchten.

10. Flüchten Sie dorthin, wo sich andere Menschen aufhalten. Fordern Sie diese hartnäckig zur Hilfe auf.

11. Merken Sie sich so gut es geht das Aussehen der Täter, erstatten Sie auf jeden Fall eine Strafanzeige, auch wenn der Angriff missglückt ist. Die Täter werden mit jedem Versuch mutiger und auch skrupelloser. Kommende Potentielle Opfer werden es Ihnen danken.

Mehr Hinweise zum Verhalten in Notsituationen finden Sie in:

„Ratgeber Gefahrenabwehr: Wie Sie Gewalt- und Alltagskriminalität in der Gesellschaft begegnen“