Fotos: Steffen Meltzer

Wir können als Verein nur erfolgreich sein, wenn alle an einem Strang ziehen.

Ich halte es in dieser Situation für erforderlich, auf die am gestrigen Tage erschienene Presseerklärung des Aufsichtsrates ausführlich einzugehen und meine Sicht auf die Dinge auszusprechen, damit keine weiteren Missverständnisse aufkommen.

Aus meinen jahrelangen Erfahrungen bei Dynamo Dresden weiß ich nur zu gut, dass gerade strittige Entscheidungen in den Aufsichtsgremien des Vereins oftmals zu nachhaltigen atmosphärischen Störungen im vertraulichen Miteinander geführt haben. Daher sind für mich in der direkten Zusammenarbeit bestimmte Grundsätze wie Loyalität und Respekt unverhandelbar, weil sie für mich die Grundlage eines vertrauensvollen Miteinanders sind. Die ohnehin schon schwierigen Aufgaben in dieser für uns alle außergewöhnlichen Zeit können nur dann innerhalb eines so großen Traditionsvereins gelöst werden, wenn alle Verantwortlichen an einem Strang und in dieselbe Richtung ziehen.

Aufgrund der sportlichen Entwicklung und der für uns alle nicht zufriedenstellenden Zwischenbilanz nach Abschluss der Hinrunde 2019/20, für welche ich zuvor als Geschäftsführer Sport sowohl innerhalb des Vereins als auch in der Öffentlichkeit die komplette Verantwortung übernommen hatte, habe ich dem Aufsichtsrat der SG Dynamo Dresden am 27. Dezember 2019 in der Gremiensitzung die Vertrauensfrage gestellt. Eine entsprechende Abstimmung des Aufsichtsrates hat es an diesem Tag jedoch nicht gegeben und es wurde vereinbart, sich alsbald noch einmal über das Thema der Vertragsverlängerung zu unterhalten.

Ich hänge mit ganzem Herzen am Verein Dynamo Dresden, aber ganz sicher nicht an irgendeinem Posten. Für mich war daher bereits zu diesem Zeitpunkt Ende Dezember klar, dass ich nur dann gemeinsam mit meinem Team weiter mit ganzer Kraft meine Tätigkeit als Sportgeschäftsführer – gerade über den 30. Juni 2020 hinaus – ausüben kann, wenn ich die volle Rückendeckung und das absolute Vertrauen des gesamten Aufsichtsrates erhalten werde.

Noch im Januar 2020 teilte mir Thomas Kunert, Mitglied des Aufsichtsrates, dann mit, dass mir wohl nicht alle Mitglieder des Kontrollgremiums das Vertrauen für eine Vertragsverlängerung aussprechen würden. Daraufhin erklärte ich noch in diesem Gespräch, dass ich dann keine Basis für eine weitere Zusammenarbeit mehr sehe und in der Konsequenz für eine Vertragsverlängerung über den Juni 2020 hinaus auch nicht mehr zur Verfügung stehe.

In einem weiteren Zusammentreffen im März 2020 mit den Mitgliedern der entsprechenden Arbeitsgruppe des Aufsichtsrates haben mich diese dann dringend gebeten, doch zum Wohle des Vereins von meinem ursprünglichen Entschluss abzuweichen und einer befristeten Verlängerung bis zum 31. Dezember 2020 zuzustimmen, da einerseits mit der Suche nach einem geeigneten Kandidaten noch nicht begonnen wurde und es andererseits wichtig sei, in dieser schwierigen Situation vermeintliche Geschlossenheit nach außen zu demonstrieren.

Anfang April stimmte ich dann gegenüber Jens Heinig, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates, diesem Vorschlag des Gremiums im Vereinsinteresse zu.

Am 19. Mai 2020 erhielt ich dann von Thomas Kunert per E-Mail zu meiner Überraschung jedoch ein Vertragsangebot lediglich bis 30. September 2020 übersandt. Dabei wurde mir durch Herrn Kunert erläutert, dass der Aufsichtsrat dokumentieren wollte, dass ein gemeinsamer Weg in der Phase sehr wichtig ist und damit wegen der geleisteten Arbeit ein wertschätzender und ebenbürtiger Übergang von großer Bedeutung für das Gremium des Vereins sei.

Warum der eigene Vorschlag des Aufsichtsrates nun auf lediglich drei Monate verkürzt wurde, und warum dies denn nun eine besondere Wertschätzung darstellen soll, vermag ich nicht zu erklären.

Ich habe dem Aufsichtsrat dann vorige Woche mitgeteilt, dass diese kurzzeitige und so auch nicht besprochene Verlängerung für mich keine Option sei.

Offensichtlich sollten hier auf meinem Rücken nur eigene Unzulänglichkeiten des Aufsichtsrates verdeckt werden. Es tut mir leid, dass dieses polarisierende Thema jetzt und ausgerechnet in der entscheidenden Phase der Saison in die Öffentlichkeit getragen wurde, da dies von mir zu keinem Zeitpunkt beabsichtigt war.

So hatte ich auch mehrfach zugesichert, selbst nicht mit diesem Thema an die Öffentlichkeit zu gehen.

Eine Klarstellung der Pressemitteilung des Aufsichtsrates war für mich jedoch unverzichtbar.

Dynamo hat mein ganzes Leben fast 24 Stunden am Tag bestimmt und ich werde immer ein Teil des Vereins sein sowie mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn dies gewünscht ist. Keine Verantwortung mehr für Dynamo zu tragen wird eine neue Erfahrung sein, die ich nach dem Ende meines Vertrages erst einmal verarbeiten werde. Ich hätte mir gern ein anderes Ende, einen anderen Abschied als Verantwortungsträger des Vereins gewünscht. Aber ich persönlich kann in den Spiegel schauen und das war mir in meinem Leben schon immer wichtig.

Ich bedanke mich – auch auf diesem Wege – bei den vielen engagierten, motivierten und extrem fleißigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Vereins, den Spielern und den Mitgliedern, den Dynamo-Fans sowie allen Partnern und Sponsoren und gehe davon aus, dass wir auch in der nächsten Saison wieder Zweitliga-Fußball in Dresden sehen werden. Die Mannschaft, das Trainerteam und auch ich werde bis zum letzten Tag alles geben, was in uns steckt.

Dresden, den 02.06.2020

gez. Ralf Minge