Autor Steffen Meltzer

Ein Foto (Link) zeigt einen gebrochenen Mann, zusammengezogene Stirnfalten und traurige Augen lassen auf einen inneren Schmerz schließen. André Liesigk (52) hat schwere Schicksalsschläge in seinem Leben hinnehmen müssen. Seine Frau war an Krebs gestorben. Er versprach dieser, ihren letzten testamentarischen Wunsch zu erfüllen, sich um den zehnjährigen Sohn zu kümmern.  Dann geschah der nächste schwere Schicksalsschlag: Der Vater geriet durch einen diabetischen Schock selbst in akute Lebensgefahr. Einige Tage lag er auf der Krankenhausstation im Koma, immerhin, er überlebte.

Am Tag seiner Entlassung musste er beim Amtsgericht Rostock antreten. Dort erfuhr der angeschlagene Mann, dass der zehnjährige Junge ab sofort unter den Vormund des Jugendamtes gestellt wird. Der nächste Schock nach dem frühen Tod der Mutter mit grauenvoll-katastrophalen Folgen für den Jungen.

Vermutlich geht es in den Wohngruppen der amtlichen Einrichtungen selbst völlig unprofessionell, um nicht zu sagen Kinder- und Jugendgefährdend zu. So musste sich der Polizeichef von Rostock beim NDR über den Sozialsenator der Stadt Rostock beschweren, da innerhalb eines Jahres von 1007 vermissten Kindern allein 732 aus diesen Betreuungseinrichtungen entlaufen sind. Tendenz steigend. Der Leitende Polizeidirektor (LPD) nennt ein Beispiel: So wurde ein 14-jähriger Jugendlicher mit richterlichem Haftbefehl zum Strafvollzug überführt, der bis zu seiner Strafmündigkeit unter „Obhut der Jugendeinrichtung“ 60 Straftaten begangen hatte. Wenn sich Behördenleiter an die Öffentlichkeit wenden und die Defizite nicht intern ansprechen, darf das als ungewöhnlich gelten.

Der für diese Misere verantwortliche linke Senator Steffen Bockhan, bestreitet die vorgelegten Zahlen der Polizei und spricht von „lediglich 15 bis 20 Problemfällen“. Im Gegensatz dazu beschreibt der Polizeichef, dass die zu spät zurückkehrenden Jugendlichen nicht in die Einrichtungen hineingelassen würden, der klassische Beginn krimineller Karrieren. Auch diese „pädagogischen Erziehungsmaßnahmen“ streitet der Linke, nach der alten Vogel-StraußMentalität, weitestgehend ab. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

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Sparen kostet – und zwar Kinderleben

Der Sparwahn ist schon längst über die Jugendämter gekommen. Obwohl nur 65 Fälle pro Mitarbeiter zulässig sind, sind in Deutschland 150 Fälle Normalität, ebenso die Weitergabe an preiswerte „Freie Träger“, die wiederum junge Studienabsolventen als Sozialarbeiter einstellen, weil diese wenig Gehalt kosten. Die Auswirkungen sind verheerend.

So kam es, dass 2017 in Deutschland 143 Kinder durch Verbrechen getötet wurden. Fachleute gehen davon aus, dass auf jedes entdeckte Verbrechen ein unentdeckter Fall kommt. Damit verschwanden in diesem Jahr durch Tötungen mindestens 286 Kinder von den Radarflächen und keiner will es geahnt haben. Johannes-Wilhelm Rörig, Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, schätzt die Fälle des sexuellen Missbrauchs auf jährlich zwischen 60.000 bis 100.000 ein. Bis zum achtzehnten Lebensjahr sind das rund eine Million betroffene Kinder. Auch Bündnis90/Die Grünen und die Kirchen tun sich seit Jahrzehnten mit der Aufklärung ihrer Skandale schwer. Es hat sich seitdem nichts geändert. Auch der neuste bekanntgewordene Skandal spricht Bände.

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Im Justiztempel statuierte man ein Exempel

Beim Aufeinandertreffen im Gerichtssaal fiel das Kind seinem Vater weinend um den Hals. Leon geht es im Heim nicht gut: „Er hat kaum soziale Kontakte und flippt regelmäßig aus. So kenne ich ihn von zu Hause nicht.“ Empathie von Seiten des Gerichts gab es dafür nicht.

Der Vater hatte nicht immer die Wäsche gewaschen, der Abwasch stand herum. Die Sozialarbeiterin konstruierte daraus „unhygienische und unhaltbare Zustände in der Wohnung“. Konkrete Fakten fehlten im Gericht fast völlig, so dessen Anwalt von André Liesigk.

Die Sozialarbeiterin hatte sich bei der Betreuung nicht für diesen Vater zuständig gefühlt. Die bei Leon diagnostiziert „Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung“ (ADHS)) soll ihre Ursachen im Erziehungsstil haben. Dabei ist diese Erkrankung vorwiegend genetisch bedingt und nur sekundär auf Umwelteinflüsse zurückzuführen.  Kinder mit ADHS leiden stark an einem sozialen Rückzug Es muss für Leon einer psychischen Folter gleichgekommen sein, als er seinem Vater entrissen wurde.

Jungs wären bzw. sind davon traditionell mehr betroffen als Mädchen. Geschlechter sind biologisch bedingt und nicht sozial konstruiert. Sie können in Erziehungseinrichtungen ihrem natürlichen Drang nach körperlicher Auslastung und konkurrierenden Wettkampfvergleiche mit Gleichaltrigen nur noch ungenügend nachkommen.

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Das eigentliche Opfer ist das Kind

André Liesigk verlor auch diesen Prozess. Leon wird vermutlich nicht mehr in der Lage sein, eine gesunde Bindungsfähigkeit zu seinen Mitmenschen aufzubauen. Aus der Bindungsforschung ist bekannt, dass eine vertrauensvolle Eltern – Kind Beziehung die notwendige Grundlage für den weiteren Lebensweg bildet. Urvertrauen zu sich selbst – verbunden mit einem sozialen Selbstbewusstsein, die Fähigkeit, Freundschaften und später Beziehungen einzugehen, hängen von dieser frühen Prägung ab.  Der jetzige Vater hätte zur Bewältigung seiner Schicksalsschläge unbedingt Hilfe bekommen müssen. Diese Unterstützung wurde ihm verwehrt.

Die Zeche, dass sollte jedem klar sein, zahlt vor allem Leon. Eine Unterstützung seines Vaters bei der Erziehung wäre vor allem dem Kind zugutegekommen. Sollte es später auf die falsche Spur geraten, zahlen wir dafür alle die anfallenden Kosten, die ein Vielfaches einer Familienhilfe betragen. Hauptsache überforderte Jugendamt bekommen ihren Willen, ein Pyrrhussieg für die Gesellschaft.

Ich hoffe ich irre mich: Die Rostocker Polizei wird in vier Jahren, wenn Leon strafmündig ist, keinen Unbekannten vor sich haben.