Titelbild: envato

Das einzige, was für den Triumph des Bösen notwendig ist, besteht darin, dass gute Menschen nichts tun. Edmund Burke

Studien/Untersuchungen haben aufgezeigt, dass spätere Gewalt- und Serientäter in ihrer Kindheit und Jugend ohne jegliche Empathie Tiere gequält und bestialisch umgebracht haben. Später haben sie sich dann menschliche Opfer gesucht. Häufig sind diese Personen gleichzeitig als Brandstifter in Erscheinung getreten. Tiere waren „nur“ das anfängliche Versuchsstadium. 

Ich werde beschreiben, welche Gründe und Ursachen dazu führen können, dass sich Kinder und Jugendliche an Tieren derartig anormal auslassen und welche Verhaltenskategorien durch Studien herausgearbeitet wurden. Tierquälerei wurde erst in den letzten Jahren durch die Wissenschaft genauer untersucht, vor allem was die späteren Folgen betrifft. Es sind bisher bei keineswegs alle diesbezüglichen Fragen geklärt aber durchaus beachtliche Anfangserfolge erzielt. Nicht jeder Heranwachsende, der Tiere foltert, wird später ein Gewalt- oder gar Serientäter. Es gibt hierbei auch gruppendynamische Prozesse in Kinder- oder Jugendcliquen zu beobachten. Wenn jedoch das Quälen und Foltern von Einzelgängern ausgeübt wird, ist besondere Beachtung nötig! Man sollte auf jeden Fall sehr genau hinschauen, vor allem auch was das Elternhaus betrifft. Es besteht ein Zusammenhang darin, dass Kinder, die Missbrauch oder Gewalt erfahren, Gleiches oder Schlimmeres unterlegenen Tieren antun. Selbstverständlich dürfen Kinder niemals selbst mit Gewalt bestraft werden, sollte man diese beim Quälen auf frischer Tat ertappen. Die „Lehre“  wäre daraus, sich beim nächsten Mal nicht wieder ertappen zu lassen und noch brutaler vorzugehen.

Ich möchte noch auf eine weitere Gewaltform eingehen, die gesellschaftlich nur wenig im Fokus steht: Unschuldigen Tieren Leid und Qual anzutun. So gibt es zwar das Tierschutzgesetz, aber im Grunde wird die unnötige Tötung eines Tieres wie die Beschädigung einer Sache behandelt.

So wurde 2018 in Neubrandenburg, ein kleiner Hundewelpe in einer eiskalten Januar–Winternacht, nur 50 Meter vom Zaun des dortigen Tierheims angebunden. Damit er sich nicht bemerkbar machen konnte, erhielt er einen engen Maulkorb übergestülpt. Der Hund überlebte die Nacht nicht. Die Obduktion ergab, dass das kleine Wesen verhungert und verdurstet war. Anhand der Steuermarke konnten beide Täter dingfest gemacht werden. Es war ein junges Paar aus der Gegend. Die Staatsanwaltschaft schickte lediglich einen Haftbefehl.

Solche und viele andere grausame Fälle, können wir faktisch jeden Tag nachlesen, dazu zählt auch eine Massentierhaltung, die ohne Konsequenzen jahrelang gegen die Bedingungen einer artgerechten Tierhaltung verstoßen darf. Da drücken manche Veterinärämter gern beide Augen zu. Im Namen des Profits.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, ein Gewalttäter gegenüber Mitmenschen zu werden, wenn man schon als Kind und Jugendlicher Tieren Schmerzen zufügt oder diese gar getötet hat? Das kalte Töten und Verletzen von Tieren kann ein erstes, aber eindeutiges Anzeichen einer Persönlichkeitsstörung sein. Es gibt einen alten, aber dennoch lehrreichen Spruch: „Quäle nie ein Tier zum Scherz, denn es fühlt wie du den Schmerz!“ Pathologische Tierquälerei ist immer Ausdruck eines seelischen Ungleichgewichts. Sind Kinder davon betroffen, so ist unbedingt nach der Ursache für dieses Verhalten zu fahnden. Das kann zum Beispiel Gewalt in der elterlichen Erziehung sein oder der Gruppendruck einer Clique. Ertappt man Kinder und Jugendliche auf frischer Tat, dürfen diese keinesfalls selbst Gewalt als Erziehungsmethode erfahren. Der Lerneffekt wäre lediglich: „Ich darf mich dabei nicht erwischen lassen. Das nächste Mal passe ich besser auf!“ Sinnvoller wäre, nach den Ursachen für die Tierquälerei zu forschen und gemeinsame Wege zu beschreiten, damit dieses Verhalten nicht wieder vorkommt.

Anders muss mit Tierquälerei umgegangen werden wenn es sich bei dem Täter um einen Erwachsenen handelt: Hier hilft nur selten Pädagogik. Ursachen für Tierquälerei bei Erwachsenen sind oftmals Drogenmissbrauch, sadistische Veranlagungen, also schwerste Persönlichkeitsabnormitäten und das Ausüben eines Machtgefühls gegenüber wehrlosen Wesen. Hier muss unbedingt durch eine Strafanzeige gehandelt werden, um Störungen zu diagnostizieren. Die Gesellschaft muss vor solchen Personen geschützt werden, denn Menschen könnten die nächsten Opfer sein.

Einige Serientäter haben ihre ersten Erfahrungen als Tierfolterer gesammelt. Erst ab 1980 wurde das Quälen von Tieren als psychische Störung in das diagnostische und statistische Manual (DSM-III-R 1980) der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung (APA) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgenommen. Eine Untersuchung belegt, dass jedes vierte Kind mit einer antisozialen Störung Tiere quälte, was 3 Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung entspricht. In Haftanstalten geht man von einer Quote von 25 bis 60  Prozent aus.[1]

Eine Untersuchung von Dr. Kathrin Sevecke und Dr. Maya K. Krischer, Universität Köln, in Haftanstalten bei jungen Frauen und Männern ergab, dass Tierquälerei in direktem Zusammenhang mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen steht.[2] Es zeigte sich, dass in der untersuchten Gefängnispopulation jeder zweite Mann und jede fünfte Frau schon einmal Tiere gequält hatte. Es wurde von Fällen berichtet, bei denen Tiere mit Benzin übergossen wurden oder in Plastiktüten eingesperrt und dann als Fußball missbraucht wurden. Den Quälern attestierten die Wissenschaftler paranoide, narzisstische und antisoziale Merkmale oder Symptome für das Borderline-Syndrom. Diese Störungen korrelieren mit folgenden festgestellten Persönlichkeitsmerkmalen:

  • fehlende Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse anderer
  • zwischenmenschliche Feindseligkeiten
  • Rechthaberei
  • Hartherzigkeit
  • Impulsivität
  • bei Frauen: „emotionale Dysregulation“, z.B. Ängstlichkeit, Unterwürfigkeit, Gemütslabilität, verzerrte Wahrnehmungen, oppositionelles Verhalten, Bindungsprobleme

Je höher sich die Persönlichkeitsabnormität darstellt, desto höher ist der Schweregrad für Tierquälerei vorhanden. Durch das Leid der Tiere erfolgt eine weitere Desensibilisierung des Täters. Motive für die Ausübung von Gewalt gegenüber Tieren sind dann oftmals eine Mischung aus Langeweile und Spaß am Leid. Untrügliche Vorzeichen für die kommende Gewaltbereitschaft auch gegenüber Menschen. Eine weitere erhebliche Motivationsgrundlage kennzeichnen Tierquäler ebenso  wie Brandstifter: Es geht um die Ausübung von Macht.

Ein weites Feld ist die Kriminalität in den Justizvollzugseinrichtungen. Hier gilt bei manchen Politikern im Zuge der Sparmaßnahmen der allerorts zitierte Spruch: „Es kann nicht sein, was nicht sein darf“

Auszug aus dem Buch: Schlussakkord Deutschland – Wie die Politik unsere Sicherheit gefährdet und die Polizei im Stich lässt

Ehrenverlag, April 2018, 244 Seiten, 16,90 €

[1] Volker Faust: Tierquälerei. Psychiatrie Heute. Eingesehen unter http://www.psychosoziale-gesundheit.net/pdf/(Int.1-Tierquaelerei).pdf

[2]     Kathrin Sevecke und Maya K. Krischer: Tierquälerei und Persönlichkeitspathologie bei delinquenten Jungen und Mädchen. In: Fachzeitschrift Persönlichkeitsstörungen 13 (2009). S.  219.